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„Ich bin aus Plas­tik, hol mich hier raus!“

Ein animierter Plastiksack inmitten von Müll mit dem Text "Ich bin aus Plastik, hol mich hier raus!".
© achtzigzehn

Die Grazer:innen trennen ihren Abfall grundsätzlich gut – doch es gibt Luft nach oben. Besonders in den Biotonnen landen immer noch zu viele Störstoffe wie Plastikbeutel oder vermeintlich kompostierbare Biokunststoffsackerl. Die Holding Graz setzt daher im April mit einer weiteren Informationskampagne zur richtigen Bioabfalltrennung an. Ziel ist es, die Qualität des Bioabfalls zu verbessern, die Grazer:innen für die umweltfreundliche Verwertung biogener Abfälle zu sensibilisieren und auf die kostenlose App „Graz Abfall“ als digitales Tool zur richtigen Abfall-Trennung aufmerksam zu machen.

„Bioabfall ist kein Müll, sondern eine wertvolle Ressource! Leider landen in Graz noch immer zu viele Lebensmittel im Restmüll und zu viel Plastik in der Biotonne. Die Kampagne hilft dabei aufzuzeigen, dass eine saubere Abfalltrennung nicht nur einfach, sondern auch ökologisch sinnvoll und notwendig ist“, betont Umweltreferentin und Bürgermeisterin-Stellvertreterin Judith Schwentner.

Plastik in der Biotonne – ein unterschätztes Problem

In den braunen Tonnen steckt viel mehr, als manche Grazer:innen vielleicht vermuten. Aus dem Bioabfall, der darin landet, stellt die Holding Graz wertvollen Qualitätskompost und hochwertige Garten- und Blumenerde her.

Mehr als 22.000 Tonnen biogener Abfall wird auf diese Art in Graz jährlich recycelt. Die Holding Graz arbeitet dabei eng mit Bäuerinnen und Bauern aus der Region zusammen. Die Landwirt:innen kompostieren den Bioabfall gemeinsam mit Grünschnitt der Grazer:innen, der zuvor gehäckselt wird. Verwertet wird etwa auch ein Teil der rund 75.000 Christbäume, die Jahr für Jahr in Graz an den mehr als 70 Sammelstellen abgegeben werden.

Doch Störstoffe beeinträchtigen diesen Prozess massiv. Eine Studie der Montanuniversität Leoben zeigt, dass bereits ein Fremdstoffanteil von mehr als drei Prozent im Bioabfall die Qualität des Komposts erheblich verschlechtert. Besonders problematisch sind Plastiksackerl und vermeintlich kompostierbare Biokunststoffbeutel – sie müssen aufwendig aussortiert werden, weil sie sich nicht schnell genug zersetzen.

Mit bis zu 60% dominieren den Störstoffgehalt vor allem Kunststoffe (insbesondere Kunststoffbeutel), gefolgt von Metallen, Textilien (Reinigungstücher, Gemüsenetze), Glas und Keramik.

Informationskampagne soll Trennmoral steigern

Das Marketing und die Abfallwirtschaft der Holding Graz setzen nun im April eine breitangelegte Kampagne zum Thema Bioabfall unter dem Motto „Ich bin aus Plastik, hol mich hier raus!“ um. Erklärtes Ziel ist, die Fehlwürfe im Bioabfall zu verringern. Dazu werden crossmedial zielgruppenspezifische Kommunikationsmaßnahmen umgesetzt, wie beispielsweise Beiträge in Print- und Online-Medien, Out-of-Home-Maßnahmen und unterschiedliche Formate auf den Social-Media-Kanälen der Holding Graz sowie Kooperationen mit lokalen Influencer:innen.

Holding Graz CEO Wolfgang Malik: „Die nunmehrige Kampagne wird unser Bewusstsein schärfen, dass korrekt getrennter Bioabfall ein wichtiger Teilbereich für eine funktionierende Kreislaufwirtschaft ist. Eine kundenorientierte Kommunikation und nachvollziehbare Informationen für die Grazer Bürger:innen sind daher besonders wichtig.“

Auch ein eigens gebrandetes Wartehaus am Kaiser-Josef-Platz macht auf die Bioabfall-Kampagne aufmerksam. Im Zentrum der Kampagne stehen zudem die wertvolle Ressource Kompost (im Erdenkübel) und der Papiersack als clevere Vorsammelhilfe sowie die praktische App „Graz Abfall“ für alle Fragen rund um das Thema Entsorgung und Abfall.

Holding Graz Vorstandsdirektor Gert Heigl abschließend: „Das richtige Sammeln und Trennen von Abfällen ist aus ökologischen und ökonomischen Aspekten von großer Bedeutung, da wertvolle Energie und Rohstoffe eingespart und Ressourcen geschont werden. Mein Dank gilt allen Kolleg:innen, die mit ihrem Einsatz – von der Abholung der Abfälle bis hin zur Aufbereitung und Sortierung – einen wichtigen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft leisten.“

Mehr dazu unterhalb!

Gelber Fisch in Biotonne mit Text: Ich bin aus Plastik, hol mich hier raus!
© achtzigzehn
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Was gehört in die Biotonne?

Der Bioabfall entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als ein wertvolles „Produkt“. Umso wichtiger ist es, dass in der braunen Tonne nur landet, was dort auch wirklich hineingehört.  Für Klarheit – und zwar nicht nur beim Bioabfall – sorgt das „Abfall-ABC“, das auf der Holding Graz-Website und in der kostenlosen Graz Abfall-App zu finden ist.

Hier ein grober Überblick, was den Bioabfall anbelangt:

Das gehört in die Biotonne:

  • Feste Küchenabfälle wie Eierschalen, Gemüse- und Obstabfälle, Kaffee- und Teesud (auch mit Papierfilter), Teebeutel, Lebensmittel- und Speisereste (trocken), Reste von Zitrusfrüchten oder Bananenschalen.
  • Gartenabfälle wie Blumenerde (in kleinen Mengen), Ernterückstände und Fallobst (in kleinen Mengen), Grasschnitt, Unkraut, Laub, Äste, Schnittblumen, Zimmerpflanzen oder auch Topfpflanzen (ohne Behälter).

Das gehört nicht in die Biotonne:

  • Altspeisefette und -öle (tierische und pflanzliche), Asche (kalt), Kunststoffsackerl, Biokunststoffsackerl, Fleischabfälle in größeren Mengen (auch Tierkadaver), Haare, Borsten, Federn, Kaffeekapseln (auch kompostierbare aus Biokunststoffen!), Katzenstreu, Kleintiermist, Kehricht, Knochen, Taschentücher (gebraucht), Tongranulat (Seramis), Windeln, Damenbinden oder Tampons.

Lebensmittel im Restmüll

Die Trennmoral der Grazer:innen ist grundsätzlich gut – aber im Sinne der Umwelt darf und soll sie natürlich immer besser werden. Leider landen in Graz zum Beispiel durchschnittlich 26 Kilogramm Lebensmittel pro Person und Jahr wo sie nicht gehören – und zwar im Restmüll. Am Land sind es mit neun Kilogramm pro Person und Jahr deutlich weniger.

Diese enorme Diskrepanz hat nicht zuletzt damit zu tun, dass es in der Murmetropole viele Mehrparteienhäuser gibt, in welchen, wie mehrere Studien gezeigt haben, die Abfalltrennung nicht so gut wie in Einfamilienhäusern funktioniert. Das liegt vor allem an der Anonymität in den größeren Wohnhäusern.

MÜLLI, abbaubare Papiersackerl, Kompostplatz

Insbesondere für die Grazer:innen in Mehrparteienhäusern bietet die Holding Graz etwa den MÜLLI an, ein praktisches Haushaltssammelgefäß für biologische Abfälle, das es schon um 13,70 Euro im Ressourcenpark Graz zu kaufen gibt.

Auch biologisch abbaubare Papiersackerl für den Bioabfall kann man dort sowie bei den Servicestellen der Stadt Graz erwerben. Sie dienen zur Vorsammelhilfe und können in der braunen Tonne gleich mitentsorgt werden (50 Stück um 5,90 Euro).

Wer einen eigenen Garten hat, kann natürlich selbst kompostieren, wobei man einige Regeln unbedingt beachten sollte, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen – die entsprechenden Tipps und Tricks findet man auf der Website der Holding Graz. Die Stadt Graz bietet für Liegenschaftseigentümer:innen, die auf eine Biotonne verzichten und stattdessen einen Kompostplatz anlegen, sogar einen Kompostbonus in Höhe von 15% der Müllgebühren an; Voraussetzung ist, dass die Kompostierung auch ordnungsgemäß durchgeführt wird.

Alle wichtigen Infos rund um die korrekte Trennung von Bioabfall auf www.holding-graz.at/bioabfall und in der kostenlosen Graz Abfall-App.

Noch mehr Infos gibt es unterhalb!

Plastiksack mit Augen und Mund im Biomüll. Text: "Ich bin aus Plastik".
© achtzigzehn
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Zahlen, Daten, Fakten

Bioabfall: hohes ökologisches Potenzial

Eine von der „EPEA Internationale Umweltforschung GmbH“ verfasste Studie kommt zum Schluss, dass vor allem die Kompostierung ein herausragendes ökologisches Potenzial hat.

Die positiven bodenphysikalischen und -biologischen Auswirkungen von organischen Düngern mit hohen Humusanteilen, wie das bei Kompost der Fall ist, sind vielfältig, im Detail kann man sie zum Beispiel auf der Website des „Kompost & Biogas Verband Österreich“ nachlesen, hier ein Überblick:

  • Förderung des Bodenlebens (Nahrungsrundlage für Bodenlebewesen) und phytosanitäre Wirkung (insbesondere Kompost fördert die Entwicklung von Bodenlebewesen)
  • Verminderte Erosionsanfälligkeit
  • Höheres Wasserspeichervermögen
  • Höheres Nährstoffspeichervermögen
  • Leichtere Bodenbearbeitbarkeit und bessere Befahrbarkeit.

Schon 3 % Störstoffe sind zu viel

Jeder Störstoff und jedes Plastiksackerl im Bioabfall ist zu viel. Eine Studie zum „Störstoffmanagement in biogenen Abfällen (Martin Wellacher, Andreas Kuntner; Montanuniversität Leoben, Austria Komptech GmbH; 2017)“ zeigt sogar deutlich, wo die Herausforderungen liegen:

  • Sortenrein ist der Bioabfall bei einem Fremdstoffgehalt von unter 1 % (an der Feuchtmasse) – damit eine qualitativ hochwertige Kompostierung gewährleistet werden kann.
  • Weist der biogene Abfall einen Fremdstoffgehalt von mehr als 3 % (an der Feuchtmasse) auf, ist davon auszugehen, dass negative Auswirkungen auf die Qualität des Endprodukts nicht mehr vermieden werden können.
  • Mit bis zu 60 % dominieren den Störstoffgehalt vor allem Kunststoffe (insbesondere Kunststoffbeutel), gefolgt von Metallen, Textilien (Reinigungstücher, Gemüsenetze), Glas und Keramik.
  • Umfragen haben ergeben, dass in der Mehrfamilienhausbebauung häufiger Kunststoffbeutel bzw. bioabbaubare Kunststoffbeutel zur Vorsammlung verwendet werden als in der Ein- bis Zweifamilienhausbebauung (Quelle: BAUER 2017).
  • Entfernt werden Störstoffe auf Kompostanlagen im Wesentlichen
    • durch Klaubung (also Handsortierung, die die wirkungsvollste Methode ist),
    • Siebung (erfolgt nach der Kompostierung, wenn zur Störstoffentfernung sehr fein gesiebt werden muss, kann viel Kompost verloren gehen) und
    • Windsichtung (Windsichter sind automatische Kunststoffabscheider).

Auch andere Studien zeigten, dass der Störstoffanteil im Bioabfall von der Siedlungsstruktur abhängig ist und in Mehrfamilienhäusern mehr Störstoffe im Bioabfall landen als in Einfamilienhäusern.

Weitere Infos:

  • Rund 550.000 Kilogramm Störstoffe landen jährlich im Bioabfall.
  • Rund 15.000 Tonnen Kompost wird aus korrekt getrenntem Bioabfall hergestellt.
  • Die Abfallwirtschaft Graz verkaufte im Jahr 2024:
    • 151 m3 Gartenerde
    • 208 m³ Qualitätskompost
    • 483 m³ Lärchenrinde.

Kosten und Erhältlichkeit:

 

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