Als Premiere im gesamten deutschen Sprachraum eröffnet im Grazer Stadtpark eine von Guides betreute Infostelle. Im modernen und nachhaltigen Holzbau stehen Erlebnisse im Mittelpunkt: Interessierten aller Generationen werden Einblicke – etwa ins Innere einer Spechthöhle –, Ausblicke – zum Beispiel auf Baumarten und Baumpflege der Zukunft in Zeiten fortschreitender Erwärmung – und ein Überblick über alle Sehenswürdigkeiten des Grazer Stadtparks geboten. Ein reichhaltiges Veranstaltungsprogramm wird das Angebot abrunden.
Erkennen Sie anhand des Gesangs, ob da ein Rotkehlchen oder ein Halsbandschnäpper in der Baumkrone zwitschert? Und welcher Baum das eigentlich ist, auf dem der gefiederte Sänger herumturnt? Und welcher Vogel darunter gerade in das Astloch eingeflogen ist, mit seiner Beute im Schnabel – und um welche Insektenlarve handelt es sich dabei? Und wessen Denkmal ist das da neben dem Baum? Wie unterschiedlich sind die Temperaturen und die Luftfeuchtigkeit an einem heißen Sommertag auf einem versiegelten Platz in der Grazer Innenstadt und im Grün des Stadtparks? Antworten auf all diese und viele weitere Fragen bietet die neue Stadtpark Info, die seit Samstag, 9. April, ihren Probebetrieb aufgenommen hat. Interaktive Bildschirme, spannende Ausstellungen, kindgerechte spielerische Animationen, aber auch Detailinformationen für Geschichte- und Kulturinteressierte bieten für jede Alters- und Bildungsgruppe die richtigen Inhalte an. Wer schon immer einmal ins Innere einer Spechthöhle spechteln, mehr über die Arbeit der Gärtner:innen wissen oder Einblicke ins nächtliche Treiben sowie in die Überwinterung der Tiere im Stadtpark bekommen wollte, ist in der neuen Stadtpark Info ebenfalls gut aufgehoben. Und zusätzlich sorgen Programme zum Erleben und Mitmachen mit den engagierten Stadtpark Guides für eine aktive Wissensvermittlung und vor allem für Spaß bei Jung und Alt.
Gemeinsames Projekt von Stadt und Holding Graz sowie Externen
Umgesetzt wurde das innovative Projekt im Grazer Stadtpark durch eine umfangreiche Kooperation der Stadt Graz mit der Holding – unter Mithilfe zahlreicher kluger Köpfe aus Stadtverwaltung und Firmen. Gleichzeitig mit der Errichtung der Stadtpark Info wurde auch der in die Jahre gekommene Grünraum-Stützpunkt der Holding Graz spektakulär erneuert: Die Arbeits- und Lagerräume sowie der gesamte Fuhrpark wurden unter die Erde verlegt, wo auf einer Nutzfläche von 420 Quadratmetern jetzt bis zu 16 MitarbeiterInnen und 8 Fahrzeuge beziehungsweise Maschinen Platz finden. Für die Stadtpark-Gäste brachte das einen erfreulichen Nebenaspekt: Die nutzbare Grünfläche vergrößerte sich um mehr als 700 Quadratmeter. Davon profitieren auch nützliche Sechsbeiner: Entlang der freigelegten Stadtmauer wurde eine Wildblumenwiese angelegt, die den Bienen Nahrung bieten wird, ein Staudenbeet entlang der Abfahrtsrampe zum Grünraum-Stützpunkt sorgt bei krabbelnden, kriechenden und laufenden Tieren wie Käfern, Amphibien, Reptilien oder Igeln für Unterschlupfmöglichkeiten und Schutz.
Grazer Stadtpark als Natur- und Kulturgenuss an „Europa-Spitze“
Der Grazer Stadtpark wird von Fachleuten zu den wichtigsten und historisch wertvollsten öffentlichen Grünanlagen in ganz Europa gezählt. Die rund 22 Hektar große Attraktion beherbergt rund 2.000 Bäume aus etwa 150 Arten, darunter richtige Attraktionen wie eine fast 150 Jahre alte Kaukasische Flügelnuss, die wohl das meist fotografierte Gewächs im ganzen Park ist. Der Baum mit seiner weit verzweigten Krone muss bereits gestützt werden. Um die Gäste vor herabfallenden Ästen zu schützen, wurde die Flügelnuss umzäunt. Aber auch ein Riesen-Mammutbaum, der bis zu 100 Meter hoch werden und dabei einen Stamm mit 10 Meter Durchmesser und 34 Meter Umfang ausbilden kann, ein Kuchenbaum mit seinem namensgebenden süßen Geruch oder ein Taschentuchbaum mit entsprechend ausgebildeten, großen weißen Hochblättern ziehen viele Interessierte an. Häufigster Baum ist jedoch die Gewöhnliche Rosskastanie, die mit 841 Exemplaren im Grazer Stadtpark vertreten ist. Dieser Art machen allerdings die zunehmende Hitze und Trockenheit im Sommer, die Salzstreuung im Winter sowie der Befall mit der vor Jahrzehnten eingeschleppten Rosskastanien-Miniermotte immer mehr zu schaffen. Über Baumpflege, neue Wege in der Versorgung von Bäumen mit Wasser und Nährstoffen sowie die Bedeutung der hölzernen Sauerstoffspender fürs Klein- und andere Klima finden Gäste ebenfalls Informationen in der neuen Stadtpark Info. Zudem gibt es dort auch einen Überblick über die 150-jährige Geschichte der öffentlichen Grünanlage und die vielen Kulturdenkmäler – vom Stadtparkbrunnen über zahlreiche Büsten bis hin zum einst heftig umstrittenen, mittlerweile aber nicht mehr wegzudenkenden „Rostigen Nagel“ nahe des Brunnens. Auch die historische Stadtmauer im Bereich der Sauraugasse wurde im Zuge der Arbeiten für das Projekt wieder sichtbar gemacht und
Viel Hirnschmalz vom Wettbewerb bis zur Vollendung
In die federführend von der städtischen Abteilung für Grünraum und Gewässer projektierte neue Stadtpark Info und den unterirdischen Grünraum-Stützpunkt der Holding Graz wurden knapp zwei Millionen Euro investiert. Die Bauzeit betrug rund ein Jahr. Der Umsetzung vorangegangen war eine intensive Planungsphase, die mit einem vom Referat Hochbau der Stadtbaudirektion ausgelobten Architekturwettbewerb im Jahr 2019 gestartet worden war. Aus diesem Wettstreit der Ideen ging der Grazer Architekt DI Bernd Pürstl mit seinem Team als Sieger hervor: Den ebenso spektakulären wie nachhaltigen Holzbau für die Stadtpark Info und die Ideen für den unterirdischen Holding-Stützpunkt fand die Jury einfach unwiderstehlich. Für die Bauausführung war die städtische GBG (Gebäude und Baumanagement Graz GmbH) verantwortlich, die Gestaltung der Ausstellung in der Stadtpark Info oblag look! design. Die inhaltliche Konzeption samt Veranstaltungsangeboten und Ausbildung der Stadtpark Guides ist ein Gemeinschaftsprodukt der städtischen Abteilung für Grünraum und Gewässer mit dem NaturErlebnisPark –Science Education Center und dem innovativen Team von look! design. Zahlreiche Firmen und fleißige Hände aus mehreren Abteilungen der Stadt Graz trugen ihren Teil zum Gelingen des Gesamtprojekts bei. Entsprechend groß ist jetzt allgemein die Freude über das fertige Projekt und die Vorfreude auf den Start der Informationsangebote.
Bürgermeisterin Stellvertreterin Judith Schwentner: „Freue mich sehr!“
„Ich freue mich sehr über die neue zentrale Anlaufstelle für alle großen und kleinen Stadtparkbesucher:innen. Der Infopoint überzeugt durch seine Optik und die architektonisch hochwertige, umweltfreundliche Bauweise. Er bringt den Grazer:innen wertvolle Informationen über die Tier- und Pflanzenwelt im grünen Herzen der Stadt näher. Das Projekt macht sichtbar und erlebbar, was so eine Parkanlage an Naturschätzen in sich birgt.“
Robert Wiener und Christine Radl: „Innovativer Leuchtturm für bedeutende Parkanlage“
Für den Leiter der federführenden städtischen Abteilung für Grünraum und Gewässer, Robert Wiener, ist das rundum gelungene Projekt ein Musterbeispiel an Innovation: „Da es bislang weit und breit noch keine betreute Informationseinrichtung in einer öffentlichen Parkanlage gibt, musste in jedem Detail quasi das Rad neu erfunden werden. Glückwunsch und danke an alle, die dazu ihren wertvollen Beitrag geleistet haben!“ Die innovative Stadtpark Info sei ein Leuchtturm für die 22 Hektar große „Grüne Lunge“ der Stadt. Grünraum-Referatsleiterin Christine Radl hob die Wertigkeit des Grazer Stadtparks hervor, der durch das moderne Informationsangebot Rechnung getragen werde: „Unser Stadtpark ist weit über die Grenzen Österreichs hinaus ein anerkanntes und hochgeschätztes Juwel. Und das nicht nur wegen seines Werts für Erholung und Kommunikation der Bevölkerung, sondern auch wegen seiner Bedeutung in planerischer, gärtnerischer, kultureller und historischer Sicht!“
Gert Heigl: „Arbeitsbedingungen im Stützpunkt am Stand der Technik“
Was den neuen Grünraum-Stützpunkt betrifft, sieht Holding Graz-Vorstand Gert Heigl ausschließlich Gewinner: „Mit dem modernen und nachhaltigen, großteils unterirdischen Grünraum-Stützpunkt der Holding Graz geben wir dem Stadtpark rund 700 Quadratmeter wertvolle Grünfläche zurück. Außerdem sind am neuen Stützpunkt, der auch die mehrheitlich elektrisch betriebenen Fahrzeuge und Maschinen unterirdisch beherbergt, Infrastruktur und Arbeitsbedingungen für die Mitarbeiter:innen nunmehr an den Stand der Technik angepasst!“
Ausstellungsgestalterin und Programmverantwortliche: „Herausforderungen gemeistert“
Turbulente Monate hat auch die Gestalterin der Ausstellung in der Stadtpark Info, Stefanie Schöffmann von look! design, mit ihrem Team hinter sich: „Die besondere Herausforderung war für uns, die zahlreichen Facetten des Stadtparks auf einer so kleinen Raumfläche erlebbar zu machen. Die Ausstellung zeigt unter anderem die Geschichte des Stadtparks und blickt hinter die Kulissen der vielen planerischen und erhaltenden Tätigkeiten, die man normalerweise nicht sieht – und das auf kurzweilige und übersichtliche Weise!“
Ähnlich waren die Herausforderungen für das Team vom NaturErlebnisPark – Science Education Center, das gemeinsam mit der Stadt Graz für die Stadtpark Guides und das Programmangebot für kleine und große Gäste der neuen Einrichtung verantwortlich zeichnet: „Wir sehen die Stadtpark Info als ganzheitliches Angebot. Dazu zählt die umfangreiche Ausstellung ebenso wie spielerische Angebote zum Erkunden der Parkanlage für alle Generationen und die Stadtpark Guides, die für nähere Auskünfte zu allen Wissensbereichen des Stadtparks zur Verfügung stehen werden“, betonen die Geschäftsführerinnen Silvia Grabner und Andrea Frantz-Pittner. Man werde rund ums ganze Jahr immer wieder zur Jahreszeit passende Themen und niederschwellig angelegte Veranstaltungen anbieten, sodass sich ein Besuch in der Stadtpark Info immer wieder auszahle.
Baudirektor Werle: „Paradebeispiele für gelebte Baukultur“
Dass die Neugestaltung eines Teils der sensiblen Grün-Oase der Stadt behutsam erfolgt, war oberstes Gebot für Stadtbaudirektor Bertram Werle: „Der neue Stützpunkt und die Stadtpark Info sind Paradebeispiele für gelebte Baukultur. Die Verlagerung von Umkleiden, Sozialräumen, Lager und Stellplätzen für den Fuhrpark unter die Erde sowie der nachhaltige und attraktive Holzbau an der Oberfläche sorgen dafür, dass das Projekt gut in den Naturraum integriert wurde. Und auch der Blick auf die historische Stadtmauer ist nun wieder frei!“ Dafür habe es guter Abstimmungen bedurft, auch mit Denkmalschutz, Naturschutz und der der Altstadtsachverständigenkommission ASVK. Vom Referat Hochbau der Stadtbaudirektion unter der Leitung von Martin Bukovski sei viel Hirnschmalz in der Planung nötig gewesen: „Für die gewünschte Qualität des Projekts gab es einen Architekturwettbewerb, den Architekt Bernd Pürstl mit seinem Team für sich entscheiden konnte.“ Pürstl begleitete mit viel Wissen und Umsicht auch die bauliche Umsetzung seines Projekts, die von der GBG (Gebäude und Baumanagement Graz GmbH) durchgeführt wurde. Auch bei der GBG zeigen sich Geschäftsführer Günter Hirner und sein Team vom Endprodukt begeistert.
Foto oben (v.l.n.r.): Holding Graz Vorstandsdirektor Gert Heigl, Bürgermeisterin Stellvertreterin Judith Schwentner, Leiter Abteilung Grünraum und Gewässer Robert Wiener